A long time ago
Heute mal ein paar Worte zu einem spannenden neuen Projekt hier in Hamburg, nämlich dem Basketball-Team der Hamburg Towers. Zunächst einmal ein Sprung in die Vergangenheit: wir schreiben das Jahr 2001 und die BCJ Tigers bestreiten die bis heute letzte Saison eines Hamburger Teams in der Basketball-Bundesliga. Zwar kann man sich in der folgenden Zweitliga-Saison noch einmal sportlich für die BBL qualifizieren, aber da man die Lizenzauflagen nicht erfüllen kann, bleibt dem Team der Aufstieg verwehrt und letztlich muss die Insolvenz angemeldet werden. Dabei begann die Spielzeit 2000/2001 relativ gut für die Hamburger und man konnte nach den ersten Saisonspielen für Furore sorgen. Damals besuchte ich auch erstmals ein Spiel in der Wandsbeker Sporthalle und noch heute erinnere ich mich gerne an den leicht trashigen Charme bei den Spielen. Bis heute sind mir die Nummerngirls aus dem Dollhouse im Gedächtnis geblieben, die vor jedem Viertel mit der Nummer des kommenden Viertels einmal um den Mittelkreis stolzierten. Bei den Spielern sind mir nur Center-Kante Marc Suhr sowie Ego-Zocker Duane Woodward im Gedächtnis geblieben, während der damalige Coach Pat Elzie heute beim SC Rasta Vechta aktiv ist.
Im Nachgang des sportlichen und letztlich finanziellen Abstiegs der Tigers blieb Hamburg – zumindest was erstklassigen Basketball angeht – ein Ödland. Klar, es gab und gibt bspw. den SC Rist Wedel in der Pro B, die Piraten Hamburg in der NBBL und es ist auch nicht so, dass Basketball in Hamburg nicht stattfindet. Nur auf allerhöchstem Niveau ist Hamburg seit nunmehr 13 Jahren nicht mehr vertreten. Es gab immer wieder lose Gerüchte und Initiativen/Zusammenschlüsse mit dem Ziel, Hamburg wieder in die Erstklassigkeit zu führen, doch nachhaltigen Erfolg hatte keines der Projekte.
Ein neues Team entsteht
Damit wären wir in der Gegenwart und bei den Hamburg Towers angekommen. 2013 machten erste Gerüchte die Runde, dass in Hamburg ein neues Team unter der Regie von Pascal Roller (Geschäftsführer) und Marvin Willoughby (Sportliche Leitung) entstehen sollte. Ich wurde da schon einmal hellhörig, aber blieb erst einmal skeptisch, denn wie gesagt, angebliche Pläne gab es immer wieder mal. Doch dann wurden erste Infos bekannt und es wurde klar, dass es sich hier doch um mehr als nur vage Gerüchte handelte. In den ersten Planungen wurde eine Wildcard für die BBL angestrebt, doch die BBL in Person von Geschäftsführer Jan Pommer ließ durchblicken, dass eine Wildcard für die erste Liga kein Selbstgänger sein würde und man sich in Hamburg lieber mit der Pro A (zweite Liga) beschäftigen sollte. Letztlich sorgte ein fehlender Hauptsponsor dafür, dass die Hamburg Towers sich um eine Wildcard in der Pro A bewarben, da das Risiko in der BBL zu hoch gewesen wäre.
Im Anschluss an die Vergabe der Wildcard für die Pro A im Juni konnte die sportliche Führung um Pascal Roller und Marvin Willoughby die Planungen für das Team weiter vorantreiben. Als Trainer konnte Hamed Attarbashi gewonnen werden, der bis dato Co-Trainer bei den Eisbären Bremerhaven war. Attarbashi kommt aus Hamburg und ihm eilt ein Ruf als Talentförderer voraus, der schon verschiedene Jugend-Teams in Hamburg trainiert hat. Danach wurde dann das Team zusammengestellt und ich war schon angenehm überrascht, dass man bis auf wenige Ausnahmen auf deutsche Spieler setzt. Gerade im Hinblick auf die Akzeptanz der Mannschaft kann das schon ein Vorteil sein, wenn man sich weniger auf Ausländer stützt, die ggf. schon nach einer guten Saison wieder den Verein verlassen. Darüber hinaus hat man mit René Kindzeka und Janis Stielow zwei Nachwuchsspieler mit Doppellizenz im Einsatz, die sowohl für den SC Rist Wedel in der Pro B als auch für die Towers auf Korbjagd gehen. Dabei will man bei den Hamburg Towers nicht allein sportlich überzeugen, sondern kooperiert auch eng mit der Inselakademie, einem Projekt zur Jugend- und Nachwuchsförderung in Wilhelmsburg, dem Spielort der Towers (die in der ehemaligen Blumenhalle der IGS antrteten werden). Dabei ist laut Selbstbeschreibung das Ziel der Inselakademie “offene Sportangebote, Kooperationen mit Schulen und sportpädagogische Initiativen mit dem vereinsgebundenen Breiten- und Leistungssport unter einem Dach zu vereinen.” Man merkt, dass man versucht, auf mehreren Ebenen den Verein in der Stadt zu verankern, durch einen Coach aus Hamburg, Spielern aus der Region sowie der Zusammenarbeit mit der Inselakademie. Dies ist neben dem sportlichen Erfolg ein weiterer wichtiger Faktor, damit die Towers in Hamburg Fuß fassen können und man eine breitere Masse an Fans ansprechen kann.
Was zählt, ist auf dem Parkett
Bei den Towers handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt, denn Pascal Roller machte schon klar, dass man zukünftig auch irgendwann in der BBL spielen möchte. In der Vorbereitung gab es schon einige gute Ergebnisse, wie bspw. eine knappe 6-Punkte-Niederlage gegen die Artland Dragons und eine ebenfalls knappe Niederlage gegen den dänischen Meister, die Bakken Bears. Die erste Saison wird wahrscheinlich erst einmal der Standortbestimmung dienen. Die Playoffs könnten für die Hamburger durchaus machbar sein, aber sollten noch kein Muss sein. Wie oben angesprochen, wird es auch darum gehen, die Towers in Hamburg populär zu machen und über die Basketball-Gemeinde hinaus für Besucher attraktiv zu machen. Ich gehe davon aus, dass dies auf jeden Fall gelingen sollte, denn die Hamburg Freezers und der HSV Handball haben sich ja auch in relativ kurzer Zeit etablieren können, auch wenn im Fall der Handballer viel Geld investiert wurde, um den Verein an die Spitze des europäischen Handballs zu führen.
Ich bin gespannt auf die Hamburg Towers und freue mich darauf, zum ersten Heimspiel im Oktober zu gehen. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie die Towers in Hamburg ankommen und wie sich die Mannschaft in der ProA machen wird.
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