An deutschen Gymnasien und deutschen Universitäten sind Kinder aus Akademikerfamilien deutlich überrepräsentiert, während Kinder aus Nichtakademikerfamilien stark unterproportional vertreten sind. Dies ist natürlich nur einer von vielen Hinweisen darauf, dass die viel beschworene Chancengleichheit oft nur ein theoretisches Konstrukt ist, welches in der Realität nur allzu oft an den Realitäten scheitert.
Vor ein paar Tagen fand ich einen Artikel auf SpOn, der sich mit so genannten Arbeiterkindern auseinandersetzt, die studiert haben. Dabei treffen diese auf viele Probleme, wie bspw. ein unzureichende Aufklärung über die Abläufe, keine Hilfestellung bei der Finanzierung des Studiums und auch die Arroganz der Kommilitonen aus vermeintlich besserem Hause. Noch vor dem Artikel bin ich vor einiger Zeit auf die Organisation Arbeiterkind gestoßen, die sich dieser Probleme annimmt und u.a. über so genannte Mentoren Hilfe für Kinder aus Nichtakademikerfamilien anbietet und nicht nur an Universitäten Präsenz zeigt, sondern auch schon in Schulen geht, um hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Eine tolle und wie ich finde, eine tolle Sache.
Spätestens beim Lesen des SpOn-Artikels habe ich auch mein eigenes Studium reflektiert. Der Artikel stellt das Studium von Arbeiterkindern als nicht enden wollenden Kampf gegen Windmühlen dar. Ich will gar nicht abstreiten, dass es solche Probleme vielfach gibt, aber wenn ich mir mein eigenes Studium anschaue, hatte ich nie das Gefühl, unter der Tatsache leiden zu müssen, dass ich aus einem Elternhaus ohne Akademiker komme. Ich habe mir da auch nie große Gedanken drüber gemacht. Klar, manchmal hat man schon neidisch auf die Kommilitonen geschaut, die finanzielle Unterstützung von der Heimatfront erhielten, aber ich hatte den Eindruck, dass viele Kommilitonen bei der ersten Hausarbeit genauso überfordert waren wie ich, völlig unabhängig vom Bildungsgrad der Eltern.
Auch musste ich mir nie dumme Sprüche ob meiner Herkunft anhören oder wurde von Mitstudenten von oben herab behandelt. Natürlich gab es auch Cliquenbildung und einige, die einen auf dicke Hose machten. Vielleicht hatte ich auch Glück, dass einige aus meinem engeren Freundeskreis auch „Arbeiterkinder“ waren. Ich glaube, dass nicht nur Arbeiterkinder darunter leiden, dass einem an der Uni herzlich wenig erklärt wird. Man bekommt ein Heftchen zum Thema wissenschaftliches Schreiben und mit ein bisschen Glück kennt man ein paar Leute aus älteren Semestern und löchert dann die. Auch bei der Finanzierung war mir klar, dass ich auf Bafög angewiesen sein würde (und am Ende mich dann selbst finanziert habe). Aber alles in allem hatte ich nie das Gefühl, höher springen zu müssen als andere oder einer der wenigen zu sein, der keinen Plan davon hat, was an der Uni so abgeht. Die Hürden, die ich im Studium meistern musste, habe ich nie großartig mit meiner Herkunft in Verbindung gebracht, ebenso wie ich die Tatsache, als „Arbeiterkind“ studiert zu haben, nie als etwas Besonderes gesehen habe. Aber das sind auch nur meine Erfahrungen und ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass andere in der gleichen Situation sehr negative Erfahrungen gemacht haben.
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