Am Samstag haben die Liebste und ich uns den ARD-Krimi “In deiner Hand” der “Mordkommission Istanbul” angeschaut. Die Vorschau sah noch ganz nett aus, doch leider versuchten die Macher, zu viele gesellschaftliche Themen anzuschneiden und haben sich dabei mächtig verhoben. Natürlich ist es nichts Ungewöhnliches, wenn in einem Krimi auch auf gesellschaftliche Themen und Probleme eingegangen wird. Passiert ja bspw. beim Tatort auch häufiger. Aber hier war es einfach too much.
Das erste Thema, welcher man sich in der Mordkommission also annahm, war die Entführung von Kindern. Hier war es ein kleiner Junge, der von seinem Vater aus Deutschland in die Türkei entführt wurde. Der Papa ein richtig böser Mann, der nach alter türkischer Sitte auch vor Gewalt gegen Frauen nicht zurückschreckt. Am Ende wird alles gut, dank unseres Super-Cops, dem Kommissar Özakin.
Als nächstes kam die Gleichberechtigung von Mann und Frau. In dem Krimi steht ein Banküberfall im Mittelpunkt. Die Leiterin der Bankfilliale ist eine in Harvard ausgebildete Managerin. Doch trotz exzellenter Zeugnisse muss sie ihr Dasein in einer mickrigen Bankfiliale fristen. Als der Kommissar sie darauf anspricht, erwidert die Fillialleiterin, dass sie immer wieder von ihren männlichen Vorgesetzten übergangen wird. Daraufhin der Kommissar: “Aber Frau Sporel, sicherlich gibt es hier und da noch Probleme bei der Gleichberechtigung, aber auch sie müssen zugeben, dass die türkische Gesellschaft hier in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht hat und auch weiterhin macht.”. Amen. Der Dialog wirkte völlig deplatziert und nur eingeschoben, um hier die Botschaft an den Mann zu bringen. Jaha, der Osmane kann auch Gleichberechtigung. Also in der Theorie sollte er es. Er ist nicht immer so ein Macho.
Zum Abschluss gibt es im Krimi relativ schnell einen Verdächtigen, der sowohl den Banküberfall als auch den Mord am Wachmann gesteht. Dabei ist relativ schnell klar, dass er den Mord gar nicht begangen haben kann. Dennoch bleibt er bei seinem Geständnis und ist bereit, lieber lebenslänglich in den Knast zu gehen als zuzugeben, warum er für die Tatzeit kein Alibi hat. Am Ende kann unser Super-Cop alles aufklären. Unser Verdächtiger ist nämlich homosexuell und zur Tatzeit hatte er ein Date mit seinem Freund. Und um das nicht der Polizei und vor allem seiner Frau erzählen zu müssen, nimmt er lieber einen Mord auf seine Kappe.
Sorry, aber das hat die gute ARD ihren Bildungsauftrag ein bißchen missverstanden. Hier werden einfach nur tumbe Klischees aneinandergereiht und ganz billig präsentiert. Die Türken sind also ein Haufen von Frauenschlägern, Kindesentführern, Schwulenhassern und Machos, die um jeden Preis die Gleichberechtigung behindern. Ein Traum und ein fetter Fail.