Habe in den letzten Tagen das Buch “Die Google-Falle” gelesen. Der Autor Gerald Reischl behauptet, damit das erste kritische Buch zu Google vorgelegt zu haben. Nun weiß ich aber aus persönlicher Lebenserfahrung, dass es nicht immer angebracht ist, laut “Erster” zu rufen. Manchmal gibt man der Sache ein bißchen mehr Zeit. Außerdem ist die Behauptung so nicht ganz zu halten, gibt es doch die Aufsatzsammlung “Die Macht der Suchmaschinen“, die sich schon im letzten Jahr kritisch mit Google und Suchmaschinen allgemein auseinandergesetzt hat.
Für Leser, die sich mit Google noch nicht auf diese Weise auseinandergesetzt haben, offeriert das Buch durchaus einen Einblick darin, dass nicht alles Gold ist, was in der Kostenlos-Welt der Suchmaschine glänzt. Die Datensammel-Wut der Googlianer steht dabei im Mittelpunkt der Kritik. Zurecht, wie ich finde, denn wenn man besonders viele Dienste von Google verwendet und dies dann noch mit einem Google-Account (z.B. für Googlemail oder ähnlichem verbindet), ist die Menge an Dingen, die sie über einen erfahren können, riesig. Dennoch fand ich persönlich das Buch ein bißchen lahm, da ich das meiste schon wusste. Es gibt aber auch einige Punkte, die kritisiere:
Am Anfang schreibt Reischl über die Arbeitsumgebung in der Firmenzentrale im kalifornischen Mountain View und was sie nicht alle für tolle Annehmlichkeiten haben, aber dafür ja voll viel arbeiten müssten. Tja, ich glaube die Mitarbeiter von Google werden nicht unbedingt versklavt, da sie sicherlich auch reichlich entlohnt werden. Zudem kann sich Google nur die Besten der Besten aus dem Heer von Bewerbern raussuchen und die werden schon wissen, dass sie kein geregelter 40-Stunden-Job erwartet. Dann schildert er noch genüsslich eine Episode, wo sich Googles Firmengrüder um die Ausstattung ihres “Partyfliegers” gestritten haben sollen und das je im Gegensatz zu ihrem Image als bescheidene Jungs stehen würde. Tsss, wenn ich ein geschätztes Vermögen von 20 Milliarden Dollar auf dem Konto hätte, würde ich auch mal gepflegt auf die Kacke hauen. In meinem “Partyflieger”. Fand die Einleitung mit den Themen äußerst unpassend.
Was als Thema größtenteils unerwähnt bleibt, ist die Rolle Googles als Gatekeeper von Informationen. Google sortiert Seiten zu einem bestimmten Suchbegriff nach den Kriterien, die im Google-Algorithmus definiert sind. Wenn eine Seite diesen Kriterien besonders stark entspricht, landet sie oben, wenn nicht, landet sie weiter unten in den Suchergebnissen. Dies machen sich dann ja Firmen zunutze, die sogenannte Dienstleistungen im Bereich Suchmaschinenoptimierung anbieten. Somit findet man bei bestimmten Begriffen nicht unbedingt die relevantesten Seiten, sondern nur die, die am besten für Google optimiert sind. Hinzukommt, dass die meisten User nur die Suchergebnisse auf der ersten Seite anschauen. Damit rückt nur ein kleiner Teil von Seiten in den Fokus der User und dies sind nicht unbedingt die relevantesten oder informativsten Seiten, sondern im Zweifel die am besten optimierten. Damit steuert Google (und auch andere Suchmaschinen) den Strom der Informationen im Internet. Das ist kein Angriff auf Google (denn das Ranking muss ja bestimmten Kriterien unterliegen) oder SEOs (Firmen haben ja ein berechtigtes Interesse, bei Google gut gerankt zu werden), aber man sollte in einem solchen Buch schon mal die Frage stellen, was das bedeutet, wenn Suchmaschinen in der Lenkung von Informationen und auch von Aufmerksamkeit eine solch bedeutende Rolle spielt.
Dann stützt sich Reischl oft auf eine Untersuchung, die er für das Buch in Auftrag gegeben hat. Dafür wurden 500 Menschen befragt und am Ende stehen dann generalisierte Aussagen im Sinne von: Die User schenken Google ihr Vertrauen. Tss, bei der kleinen Datenbasis sind das teilweise gewagte Aussagen. Letztlich ist das Buch ein Versuch, sich mit dem Phänomen Google kritisch auseinanderzusetzen, aber leider nicht mehr. Man merkt, dass das Buch versucht, möglichst viele Leser zu erreichen. Leider hat es ein paar Schwächen, wie oben angesprochen und auch ein paar Flüchtigkeitsfehler (Tim Berners Lee ist nicht alleiniger Erfinder des Internets).
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